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Der Bernhardiner, bekannt als Rettungshund bei den Augustiner-Chorherren auf dem Hospiz des Grossen St. Bernhard, ist unser Schweizer Nationalhund. Sein berühmtester Vertreter «Barry» soll über 40 Menschen das Leben gerettet haben. «Barry» starb 1814 in Bern; bis heute ist er eine Legende geblieben. Die allererste Eintragung im Schweizerischen Hundestammbuch (SHSB) von 1884 war der Bernhardiner «Léon».
Der St. Bernhardshund wurde von der Fédération Cynologique Internationale (FCI) am 28.08.1954 endgültig anerkannt. Ursprungsland ist die Schweiz. Die Rasse wird vom Schweizerischen St. Bernhards-Club S.St.B.C. betreut.
FCI-Gruppe
Nr. 2 – Pinscher und Schnauzer – Molosser – Schweizer Sennenhunde
Sektion
Molossoide
FCI-Standard
Nr. 61
Auf der Passhöhe des Grossen St. Bernhard auf 2473m über Meer haben Augustiner-Chorherren im 11. Jahrhundert ein Hospiz als Zufluchtsort für Reisende und Pilger gegründet. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts werden dort grosse Berghunde zur Bewachung und zum Schutz gehalten. Das Vorhandensein solcher Hunde ist bildlich seit 1695 und schriftlich seit 1707 in einer Aktennotiz des Hospizes dokumentiert. Die Hunde wurden bald als Begleithunde und besonders als Rettungshunde für in Schnee und Nebel verirrte Reisende eingesetzt. Die in vielen Sprachen publizierten Chroniken über zahlreiche Menschenleben, die durch diese Hunde dem weissen Tod entrissen werden konnten, haben im 19. Jahrhundert den Ruf des Bernhardiners – dazumal «Barry-Hund» genannt – über ganz Europa verbreitet. Dazu beigetragen haben auch die mündlichen Berichte der Soldaten, welche 1800 mit Napoleon Bonaparte den Pass überquert hatten.
Der legendäre Barry wurde zum Urbild des Rettungshundes. Die direkten Vorfahren des St. Bernhardshunds waren die in der Gegend weit verbreiteten grossen Bauernhunde, welche in wenigen Generationen, nach einem festgelegten Idealtyp, zur heutigen Rasse gezüchtet wurden. Heinrich Schumacher von Hollingen bei Bern begann 1867 als Erster, für seine Hunde Abstammungsurkunden auszustellen. Im Februar 1884 wurde das «Schweizerische Hundestammbuch SHSB» eröffnet; die allererste Eintragung war der Bernhardiner «Léon», und die weiteren 28 Eintragungen betrafen ebenfalls Bernhardiner. Am 15. März 1884 wurde der «Schweizerische St. Bernhardsclub» in Basel gegründet. Anlässlich eines internationalen Kynologen-Kongresses am 2. Juni 1887 wurde der St. Bernhardshund offiziell als schweizerische Hunderasse anerkannt und der Rassestandard als verbindlich erklärt. Der Bernhardiner gilt seither als Schweizer Nationalhund.
Der berühmteste Bernhardiner war «Barry», der gemäss Überlieferung über 40 Menschen in Eis und Schnee das Leben gerettet haben soll. «Barry» starb 1814 in Bern. Seine letzten beiden Lebensjahre verbrachte er dort im Ruhestand. Er wurde auf Wunsch des Priors in die Bundesstadt gebracht. Warum der Vorsteher des Klosters auf dem Grossen St. Bernhard sich für das protestantische Bern aussprach, ist unklar. «Barry» kann in der Dauerausstellung «Barry – der legendäre Bernhardinerhund» im Naturhistorischen Museum Bern besucht werden.
Es existieren zwei Varietäten des Bernhardiners:
I. Varietät Kurzhaar (Stockhaar):
Das Deckhaar ist dicht, glatt, anliegend und derb. Er hat reichlich Unterwolle, die Rute ist dicht behaart.
II. Varietät Langhaar:
Er hat mittellanges, gerades Deckhaar mit reichlich Unterwolle. Gesicht und Ohren sind kurz behaart, über Hüfte und Kruppe meistens etwas gewellt. Die Rute ist buschig.
Beide Varietäten sind von beachtlicher Grösse und erhabener Gesamterscheinung; sie haben einen harmonischen, kräftigen, strammen und muskulösen Körper mit imposantem Kopf und aufmerksamem Gesichtsausdruck. Die Grundfarbe des Bernhardiners ist weiss mit Rotbraun. Die Widerristhöhe beträgt bei Hündinnen 65 bis 80cm und bei Rüden 70 bis 90cm.
Der Bernhardiner ist im Wesen freundlich und hat ein ruhiges bis lebhaftes Temperament. Er ist ein ausgeglichener Hund, der Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt. Trotz seiner imposanten Erscheinung ist er sensibel und hat ein sanftmütiges Wesen. Der Bernhardiner kann durchaus ein «Dickkopf» sein und Befehle wissentlich überhören. Dennoch ist er zuverlässig und gutmütig auch gegenüber Fremden, allerdings hat er einen wachen Beschützerinstinkt. Der Bernhardiner ist ein anhänglicher Hund und benötigt viel Kontakt sowohl zu Menschen als auch zu anderen Hunden.
Wie jeder Hund benötigt auch der Bernhardiner eine gewisse Pflege. In erster Linie ist auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu achten sowie auf genügend Auslauf und Beschäftigung. Die Langhaarhunde sind bezogen auf das Fell etwas pflegeintensiver, da sich Schmutz, kleine Äste, Gras u. ä. in den langen Haaren verfangen können. Während des Fellwechsels ist beim Kurz- und Langhaarhund eine tägliche Fellpflege zwingend notwendig und wichtig für die Gesundheit des Tiers.
Die Lebenserwartung des Bernhardiners liegt bei etwa 8 bis 12 Jahren. Da in der Zucht immer auf Gesundheit und Charakter geachtet wird, gibt es keine sich regelmässig wiederholenden Gesundheitsprobleme.
Trotz seiner Unkompliziertheit und ruhigen Art braucht der Bernhardiner eine konsequente Erziehung und Sozialisation. Durch seine Grösse und Kraft ist er eher für erfahrene Hundebesitzer:innen geeignet. Auch wenn viele Bernhardiner Streicheleinheiten lieben und zum Kuscheln einladen, gehört er niemals unbeaufsichtigt in unerfahrene Hände oder alleine zu Kindern. Auch wenn sich sein Bewegungsdrang in Grenzen hält, benötigt der Bernhardiner täglich ausreichend Auslauf und Beschäftigung. Eine enge Stadtwohnung mit vielen Treppen ist für seine Haltung nicht geeignet. Ein Haus oder eine Wohnung im Grünen mit genügend Platz und einem Garten kommt seinen Ansprüchen eher entgegen.
Hundesport
Als Lawinenhund eignet sich der heutige Bernhardiner aufgrund seiner Grösse und seines Gewichts nur noch bedingt. Hingegen sind die meisten Bernhardinerhunde aufmerksame und treue Begleiter bei anderen Beschäftigungen wie bspw. Mobility, Suchhund, Mantrailing oder ähnliche Hundesportarten. Bernhardiner können aber auch zum Wagenziehen, als Trüffelsuchhund und vieles mehr ausgebildet werden. Dank ihrem Charakter und ihrer freundlichen Art eignen sich viele von ihnen auch als Sozialhund und absolvieren dabei Einsätze in Alters- und Pflegeheimen oder in Kliniken.
Ein Bernhardiner überrascht immer wieder mit einer hohen Trittsicherheit in unwegsamem Gelände, trotz seiner Grösse und seines Gewichts. Obwohl er heute nicht mehr als Rettungshund eingesetzt wird, ist er nach wie vor ein guter und treuer Begleiter in der Bergwelt.
Dieses Rasseportrait wurde gemeinsam mit dem verantwortlichen Rasseklub «Schweizerischer St. Bernhards-Club S.St.B.C.» erstellt. Weitere Informationen finden Sie auf www.barryswiss.ch