Agility

Mit Tempo, Präzision und Freude durch den Parcours

Gemeinsam mit dem Hund durch einen Hindernisparcours rennen – und dies möglichst fehlerfrei: Das ist Agility, eine Hundesportart aus England, die vor über 30 Jahren in der Schweiz Fuss fasste und heute aus dem Angebot zahlreicher Hundeschulen und Vereinen nicht mehr wegzudenken ist.

Welche Voraussetzungen sollte ein Hund für den Agility-Sport mitbringen?

Egal, ob man Agility lediglich als Plausch oder wettkampfmässig betreiben möchte: Der Hund muss dazu körperlich fit und gesund sein. Mit dem Anlernen der Hindernisse wartet man idealerweise, bis der Hund ausgewachsen, sprich 12 bis 18 Monate alt ist. Abgesehen davon lohnt es sich, dem Junghund erst den für den Alltag nötigen Grundgehorsam beizubringen – etwas, das auch für das spätere Agility-Training von Vorteil ist.

Sind alle Rassen zugelassen?

Grundsätzlich ja – Hunde aller Rassen und auch Mischlinge können in Agility aktiv sein, wobei durch die Athletik der Sportart in erster Linie Besitzer von lauffreudigen, flinken und wendigen Rassen angesprochen werden. In den unteren Leistungsklassen ist die Rassevielfalt noch deutlich grösser als in den oberen Klassen, wo Shelties und Border Collies das Feld klar dominieren. Für allzu grosse, schwere Hunde ist Agility weniger geeignet, und auch Hunde mit kurzen Beinen und verhältnismässig langem Rücken (Typ Dackel) sind bei anderen Beschäftigungen besser aufgehoben.

Welche Hindernisse können in einem Agility-Parcours gestellt werden?

Alle Hindernisse, die dem aktuellen Agility-Reglement entsprechen. Das sind verschiedene Sprünge (Hochsprung, Weitsprung, Pneusprung, Mauersprung), ein Slalom mit 12 Stangen, gerade und gebogene Tunnels und die 3 Kontaktzonengeräte Passerelle, Wand und Wippe.

Weshalb werden Passerelle, Wand und Wippe Kontaktzonengeräte genannt?

Diese Geräte verfügen alle über eine farblich markierte Aufgangs- sowie Abgangszone. Diese Zonen muss der Hund zwingend mit mindestens einer Pfote berühren («Kontakt haben»), sonst wird dies als Fehler gewertet. 2023 wurde die vorgeschriebene Berührung der Aufgangszone bei der Passerelle und der Wand im Rahmen der Reglementsüberarbeitung abgeschafft. Die Abgangszone jedoch muss vom Hund nach wie vor berührt werden.

Haben in einem Wettkampf alle Hunde dieselben Hindernisse zu absolvieren?

Ja, was die Reihenfolge der Hindernisse betrifft – nicht aber die Höhe der Sprünge: Diese wird auf die Grösse des Hundes abgestimmt. Es gibt aktuell vier verschiedene Grössenkategorien: Kategorie «Large» (ab 48 cm), Kategorie «Intermediate» (von 43 bis kleiner als 48 cm), Kategorie «Medium» «von 35 bis kleiner als 43 cm) und Kategorie «Small» (kleiner als 35 cm). Massgebend ist die Widerristhöhe des Hundes. Vor der ersten Wettkampfteilnahme wird der Hund gemessen und es erfolgt die Zuteilung in die Grössenkategorie, die anschliessend für alle Wettkämpfe gilt. Wichtig ist: Der Hund muss im Zeitpunkt der Grössenmessung mindestens 15 Monate alt sein.

Beginnen alle Teams in der Klasse 1?

Wer zum ersten Mal an einem Agility-Wettkampf teilnimmt, startet – egal, in welcher Grössenkategorie er sich befindet – immer zuerst in der Klasse 1. Werden die für den Aufstieg nötigen Resultate erzielt, darf man in die Klasse 2, respektive am Schluss in die Klasse 3 aufsteigen. Die genauen Kriterien für den Auf- (wie auch für den Abstieg) sind im Wettkampfreglement beschrieben. Die Klasse 1 gilt als die Einsteiger-Stufe. Die Schwierigkeit der Parcours nimmt von Klasse zu Klasse zu. Teams der Klasse 3 stehen die Qualifikationsläufe für die Schweizermeisterschaft sowie (sofern es sich um einen Hund mit FCI-Papieren handelt) für die FCI-Weltmeisterschaft offen.

Ändert die Abfolge der Hindernisse in jedem Wettkampf?

Ja, jede Richterin und jeder Richterin plant für jeden Wettkampf einen neuen Parcours. Zudem hat die Klasse 1 einen anderen Parcours-Verlauf als die Klasse 2, und diese wiederum einen anderen als die Klasse 3. Der Parcours wird also für jede Klasse neu auf- respektive umgestellt. Das macht diesen Sport so abwechslungsreich, weil die Möglichkeiten der Hindernisabfolge praktisch unbegrenzt ist.

Wie kann sich der Hundeführer den Parcours-Verlauf merken?

Die Hindernisse werden mit kleinen Tafeln nummeriert. Vor jedem Lauf haben die Teilnehmer beim so genannten «Briefing» (Parcours-Begehung ohne Hund) knapp zehn Minuten Zeit, um sich den Weg einzuprägen und zu überlegen, welches für den eigenen Hund die idealste Lauflinie ist. Diese muss nicht für alle Teams identisch sein; hier spielt unter anderem eine Rolle, wie schnell Hund und Hundeführer unterwegs sind und ob der der Hund mit mehr oder weniger Distanz geführt werden kann. In jedem Parcours sind die Hindernisse so gestellt, dass der Hund sowohl rechts als auch links geführt wird. Das heisst, es sind zum Teil mehrere Handwechsel nötig.

Handwechsel? Wie funktionieren diese?

Ob und wie viele Handwechsel in einem Parcours vorkommen, ist von der Reihenfolge der Hindernisse und vom Führstil des Hundeführers abhängig. Die Handwechsel selber werden nicht bewertet. Die zwei bekannten Handwechsel im Agility heissen «Belgier» (dabei hat man den Hund immer in den Augen) sowie «Japaner» (hier befindet sich der Hund für eine kurze Zeit hinter dem Rücken des Hundeführers).

Zählt jeder Lauf? Oder gibt es Streichresultate?

An einem Agility-Turnier gibt es zwei Läufe, die für die Wertung zählen: Ein Lauf mit sämtlichen Hindernissen sowie das «Jumping» – ein Lauf, in dem die drei Kontaktzonengeräte Passerelle, Wand und Wippe nicht gestellt werden. Streichresultate gibt es keine. Es ist dem Veranstalter überlassen, ob er noch einen dritten Lauf anbieten will. In der Regel ist dies ein «Open», ein normaler Lauf mit allen Geräten, der aber nicht für die Wertung zählt.

Nach welchen Kriterien bewertet der Richter einen Lauf?

Für jeden Lauf gibt es eine (heute meistens) elektronische Zeitmessung und eine vorgegebene Maximalzeit, die nicht überschritten werden darf. Ziel ist, die Hindernisse in der richtigen Reihenfolge, möglichst schnell und ohne Fehler oder Verweigerungen zu absolvieren. Rennt der Hund beispielsweise an einem Hindernis vorbei, wird dies als Verweigerung gewertet; fällt eine Sprungstange, ist dies ein Fehler. Vergisst der Hundeführer die richtige Reihenfolge und schickt den Hund über ein falsches Hindernis, hat dies eine Disqualifikation zur Folge.

Wie viele Agility-Turniere gibt es pro Jahr?

Gemäss Auskunft der Technischen Kommission für Agility, Mobility und Obedience (TKAMO) hat die Anzahl Turniere in den letzten Jahren abgenommen. Wurden 2017 noch über 250 Turniere ausgetragen, waren es 2022 noch deren 188. Die grosse Mehrheit der Turniere findet indoor in einer Hundesporthalle statt – nur noch wenige Turniere werden outdoor ausgetragen.

Benötigt man für die Teilnahme an einem Turnier eine Wettkampf-Lizenz?

Ja, wer an einem Agility-Turnier starten will, benötigt eine Lizenz, die bei TKAMO beantragt werden kann – ebenso wie das Messprotokoll für die Grössenmessung des Hundes. Diese muss von einem Schweizer Agility-Richter vorgenommen werden und kann nicht vom Hundeführer selber gemacht werden. Die Lizenz muss jedes Jahr gegen eine von der TKAMO festgelegten Gebühr erneuert werden, damit sie aktiv bleibt. Aktuell sind über 2000 Lizenzen im Umlauf.

Wo gibt es Trainingsmöglichkeiten?

Zahlreiche Hundeschulen und Vereine in der ganzen Schweiz bieten Agility-Kurse an – vom Plausch-Agility für Familienhunde bis zum Wettkampftraining für ambitionierte Teams. Manche Trainings finden outdoor, die anderen indoor statt.

Wo findet man Informationen?

Auf der Internetseite der Kommission «TKAMO» unter www.tkamo.ch