Obedience

Die «hohe Schule» der Unterordnung und Führung

Wer Freude daran hat, seinem Hund verschiedene Gehorsamsaufgaben beizubringen, ist im Obedience-Sport am richtigen Ort. Genauigkeit, Präzision und Trainingsfleiss sind hier gefragt.

Was muss ein Hund können, um in der Sportart Obedience erfolgreich zu sein?

Kooperationsbereitschaft und Arbeitsfreude sind zentrale Voraussetzungen, die der Hund mitbringen muss. Und – so banal es klingen mag – er muss sehr gut erzogen sein und ausgesprochen gut gehorchen. Denn: Nur so ist es möglich, die verlangten Aufgaben schnell, korrekt und präzise auszuführen. Und darum geht es letztlich im Obedience-Sport.

Welche Kategorien gibt es?

Unterschieden wird weder nach Grösse, nach Alter oder nach Geschlecht des Hundes. Sprich: Jeder tritt gegen jeden an – Rüde gegen Hündin, Schäferhund gegen Terrier, Senior gegen Junghund. Die Stufe «Beginners» ist die freiwillige Einsteiger-Stufe, die nur in der Schweiz angeboten wird. Die Klassen Obedience 1, Obedience 2 und Obedience 3 werden nach internationalen Reglement der FCI abgehalten.

Wie sehen die einzelnen Aufgaben aus?

Das Prüfungsreglement sieht zehn verschiedene Übungen vor, die in der Stufe «Beginners» auf einfachem Niveau beginnen und deren Schwierigkeit danach von Stufe zu Stufe erhöht wird. Geprüft werden Warte-Übungen in der Gruppe; Freifolge mit mehreren Richtungswechseln und in verschiedenen Gangarten (Normal-, Langsam-, Laufschritt), die Einnahme der Positionen Sitz, Platz, Steh aus der Bewegung heraus und auf Distanz, das Voransenden des Hundes in ein mit Kegeln markiertes Quadrat sowie das Herumsenden um eine Kegelgruppe; Apportieren mit Richtungsanweisung und Identifizieren eines Holzgegenstandes anhand des Geruchs.

Was braucht man an Platz und Material, um Obedience zu trainieren?

Im Vergleich zu anderen Hundesportarten ist die benötigte Ausrüstung bescheiden. Apportier-Gegenstände, Kegel, Identifikations-Hölzer: Das meiste hat in einer Sporttasche Platz. Daneben braucht es einen geschlossenen und einen offenen Hürdensprung. Obedience kann indoor in einer Halle oder outdoor auf einer Wiese trainiert werden. Für die ersten Schritte und die Grundlagen-Arbeit benötigt man dazu nicht viel Fläche; in der Stufe 3 allerdings wird der Hund über eine gerade Strecke von rund 35 Metern abgerufen, und beim Voransenden mit seitlichem Verschieben legt der Hund in der Stufe 3 zehn, respektive 25 Meter zurück. In den meisten Fällen dürfte dies wohl den Rahmen des eigenen Gartens oder des Wohnzimmers sprengen.

Wie viel Training ist nötig?

Die Art und Intensität des Trainings richtet sich nach den Zielen, die man erreichen will. Wer eine Prüfungsteilnahme vor Augen hat, wird häufiger und gezielter trainieren als jemand, der Obedience einmal wöchentlich als abwechslungsreichen Erziehungskurs betrachtet. So oder so empfiehlt es sich, die einzelnen Übungen in Teilschritte zu zerlegen und diese erst einzeln zu üben, bis der Ablauf «sitzt». Erst danach werden die einzelnen Teilschritte zur ganzen Übung zusammengefügt. Sprich: Es braucht bei allem viele Wiederholungen – und somit einiges an Ausdauer und Fleiss. Dafür bieten die zehn verschiedenen Übungen viel Abwechslung im Training.

Welches Alter muss der Hund für einen Wettkampf haben?

Das Mindestalter für die Stufe «Beginners» beträgt 9 Monate; für die Klasse Obedience 1 sind es 12, für die Klasse Obedience 2 sind es 14 und für die Klasse Obedience 3 sind es 15 Monate.

Welche der zehn Übungen werden an einem Wettkampf geprüft?

Immer alle zehn, wobei die Abfolge der Übungen von Wettkampf zu Wettkampf wechselt. Auch innerhalb der einzelnen Übungen kann es Variationen geben: Mal muss der Hund über die offene, mal über die geschlossene Hürde springen oder den rechten, den linken oder den mittleren Gegenstand apportieren. Bedeutet: Wer möglichst vielseitig trainiert, hat bessere Chancen auf ein erfolgreiches Abschneiden.

Wo finden Wettkämpfe statt?

Kynologische Vereine und Hundeschulen bieten pro Jahr rund 30 Obedience-Prüfungen an. Diese sind auf der Internetseite der der Technischen Kommission für Agility, Mobility und Obedience (TKAMO) in der Agenda aufgeführt. Jährlich gibt es zudem eine Schweizer- und international eine Weltmeisterschaft.

Wie bewertet der Richter die Arbeiten?

Für jede Übung vergibt der Richter fünf bis zehn Punkte. Besonders attraktiv für das Publikum: Der Richter hält unmittelbar nach jeder absolvierten Aufgabe eine Tafel mit der erreichten Punktzahl in die Höhe. Je nach Schwierigkeit der Übung wird diese Punktzahl mit dem Koeffizienten 2,3 oder 4 multipliziert. Die maximale Punktzahl, die an einer Obedience-Prüfung erreicht werden kann, beträgt 320 Punkte.

Was bedeutet ein «Nuller»?

Eine nicht korrekte Ausführung einer Übung kann entweder Punkteabzug zur Folge haben – oder aber es gibt gar keine Punkte mehr. Dann hält der Richter die «0-Punkte»-Tafel in die Höhe. Dies ist etwa dann der Fall, wenn der Hund beispielsweise selbstständig von der «Sitz»- in die «Platz»-Position wechselt, wenn er beim Voransenden ins Quadrat nicht vollständig innerhalb des Feldes liegt oder wenn er den falschen Apportiergegenstand bringt. Eine Prüfung gilt als bestanden, wenn man 60 Prozent der Punkte erzielt hat (also mindestens 192 der maximal 320 Punkte). Für den Aufstieg braucht es die Qualifikation «vorzüglich», die gibt es bei 80 Prozent der Punkte (mindestens 256).

Welche Hunderassen eignen sich für den Obedience-Sport?

Jeder Hund, egal welcher Rasse und Grösse und welchen Alters, kann im Obedience-Sport aktiv sein. So ist es beispielsweise ausdrücklich erlaubt, für kleine Hunde kleine Apportierhölzer zu verwenden. In der «Beginners»-Klasse wie auch in der Klasse Obedience 1 ist die Rassevielfalt an Wettkämpfen hoch; in den oberen Klassen dominieren dann Gebrauchshunderassen wie Border Collie oder Belgische Schäferhunde.

Braucht man eine Wettkampf-Lizenz?

Ja, wer an einer Obedience-Prüfung starten will, benötigt eine Lizenz, die bei TKAMO beantragt werden kann. Aktuell sind rund 240 reine Obedience-Lizenzen sowie rund 40 kombinierte Obedience-/Agility-Lizenzen im Umlauf. Gemäss TKAMO haben die Lizenzanträge in den jüngsten Jahren erfreulicherweise leicht zugenommen.

Wo findet man Informationen?

Auf der Internetseite der «Technischen Kommission Agility Mobility Obedience (TKAMO)» unter www.tkamo.ch