Berner Sennenhund

Ein treuer Freund aus dem Berner Mittelland

Der Berner Sennenhund ist eine der vier Schweizer Sennenhunderassen. Er stammt ursprünglich aus dem Berner Mittelland. Mit seinem kräftigen Körperbau, den stämmigen Beinen und seinem langhaarigen, weichen Fell erinnert er an einen putzigen Teddybären. Seine Gutmütigkeit scheint ihm ins Gesicht geschrieben zu sein. Und doch, so knuddelig er auch aussehen mag, der Berner Sennenhund ist ein Hund, der nicht nur viel Platz, sondern auch Erziehung, Führung, eine sinnvolle Beschäftigung, Pflege und vor allem viel Zeit braucht. Nähe, Zärtlichkeit und Kontakt zum Menschen sind für ihn äusserst wichtig.

Der Berner Sennenhund wurde von der Fédération Cynologique Internationale (FCI) am 26.07.1954 endgültig anerkannt. s Ursprungsland ist die Schweiz. Die Rasse wird vom Schweizerischen Klub für Berner Sennenhunde KBS betreut.

Berner Sennenhund

FCI-Gruppe
Nr. 2 – Pinscher und Schnauzer – Molosser – Schweizer Sennenhunde

Sektion
Schweizer Sennenhunde

FCI-Standard
Nr. 45

Geschichte und Herkunft

Die Geschichte des Berner Sennenhundes ist tief in der ländlichen Tradition der Schweiz verwurzelt. Um 1900 herum traf man auf vielen Höfen im bernischen Mittelland, im Emmental und im Voralpengebiet Bauernhunde an, die in Bezug auf Grösse, Charakter und Zeichnung eine gewisse Ähnlichkeit aufwiesen. Sie waren vor allem Hofwächter, später auch Käsereihunde, die an kleinen Wagen angespannt die Milchkannen zur Hütte zogen. Zurückführend auf den Weiler und die Gaststätte Dürrbach, wo diese Hunde am meisten anzutreffen waren, nannte man sie damals «Dürrbächler». 

Mit der Modernisierung der Landwirtschaft erlebten die Hunde einen Rückgang, da neuere Transportmittel und Maschinen ihre traditionellen Aufgaben übernahmen. Glücklicherweise engagierten sich Liebhaber:innen der Rasse für ihre Erhaltung, woraufhin 1907 der erste Berner Sennenhunde-Klub gegründet wurde. Eine Zuchtstrategie wurde entwickelt, um die besten Eigenschaften der Tiere zu fördern und zu erhalten. In Anlehnung an die anderen drei Sennenhunde-Rassen wurde 1913 der «Dürrbächler» zum «Berner Sennenhund» umbenannt.

Aussehen und Physiologie

Der Berner Sennenhund wurde ursprünglich zum Bewachen des Hofes und zum Ziehen der «Milchwägeli» gezüchtet. Diese Aufgaben formten sein Äusseres und sein Wesen als übermittelgrosser und kräftiger Gebrauchshund mit stämmigen Gliedmassen. Er zeichnet sich durch sein harmonisches und ausgewogenes Erscheinungsbild aus, das durch sein langes, glattes oder leicht gewelltes Haarkleid unterstrichen wird. Die Grundfarbe ist tiefschwarz mit einem satten rotbraunen Brand und weissen symmetrischen Abzeichen an Kopf, Kehle, Brust und Pfoten. 

Um kraftvoll und verschleissfrei einen Wagen zu ziehen, muss der Berner Sennenhund kräftig sein, gleichzeitig aber auch wendig genug, um das Vieh zu treiben. Laut Standard ist der Körper eher gedrungen als lang. Trotz kräftigem Körperbau darf der Berner Sennenhund nicht schwerfällig oder plump sein. Ein korrekter anatomischer Aufbau mit raumgreifenden Bewegungen schützt ihn vor frühzeitigem Verschleiss und altersbedingten Gelenksproblemen. 

Die ideale Widerristhöhe für Rüden liegt zwischen 66 und 68cm, während sie für Hündinnen zwischen 60 und 63cm liegt. Ein kräftiger Rüde bringt gut 50kg und mehr auf die Waage, Hündinnen sind etwas leichter.

Charakter und Temperament

Der Berner Sennenhund ist für sein ausgeglichenes und mittel ausgeprägtes Temperament bekannt. Die Bindung zu seinem Menschen ist besonders hoch, und diese Verbundenheit zeigt er auch! Vornehme Zurückhaltung kennt er nicht. Er zeigt seine Gefühle und drückt seine Zuwendung lebhaft aus, oft ungestüm, doch immer auch lenkbar. 

Der typische Berner Sennenhund ist an seiner Umwelt interessiert und nimmt am Geschehen rund um ihn herum teil. Dank seiner hohen Reizschwelle verhält er sich gegenüber Umwelteinflüssen souverän und gelassen. Mit freundlicher Aufmerksamkeit verfolgt er alles Geschehen um sich herum und weiss zwischen den Lebewesen, Dingen und Vorgängen seines Heimbereichs und allem Fremden zu unterscheiden. Ungewohntes zeigt er zuverlässig an. Er greift aber nur ein, wenn es wirklich nötig ist. Erweist sich eine Gefahr als unbegründet, beruhigt er sich sofort wieder. Trotz seiner Wachsamkeit ist er in friedlichen Situationen auch Fremdpersonen gegenüber zugänglich, kontaktfreudig, offen und ohne jegliches Misstrauen.

Pflege und Gesundheit

Das Fell des Berner Sennenhundes besteht aus zwei Schichten. Das etwas längere und glänzende Deckhaar schützt vor Nässe und Dreck, die flauschige Unterwolle dient zur Wärmeregulierung. Das Fell ist zu einem grossen Teil selbstreinigend. Trotzdem bedarf es einer regelmässigen Fellpflege, die nicht nur dem adretten Aussehen dient, sondern auch für die Gesundheit äusserst wichtig ist.  

Anfangs der 1970er-Jahre waren beim Berner Sennenhund Gelenksprobleme wie Hüft- und Ellbogendysplasie stark verbreitet. Der Schweizerische Klub für Berner Sennenhunde KBS reagierte als einer der ersten Klubs mit einem HD- und ED-Röntgenobligatorium für angehende Zuchthunde. Die zuchthygienischen Massnahmen führten zum Erfolg. Seit 2000 gehört der Berner Sennenhund nicht mehr zu den HD- und ED-gefährdeten Rassen. 

Training und Erziehung

Als ehemaliger Arbeitshund braucht der Berner Sennenhund ausreichend Bewegung und geistige Auslastung. Dazu gehören ausgedehnte Spaziergänge und Aktivitäten, die seinen Bewegungsdrang befriedigen und ihn geistig fordern.  

Berner Sennenhunde sind bekannt für ihre sensible Natur. Es ist daher ratsam, eine sanfte, aber konsequente Trainingsmethode anzuwenden, die auf positiver Bestärkung basiert. Aufgrund ihrer Grösse und Stärke ist es empfehlenswert, das Leinentraining frühzeitig zu beginnen. Der Hund soll lernen, an einer lockeren Leine zu gehen, um unerwünschtes Ziehen zu vermeiden. 

Berner Sennenhunde lernen eher langsam, aber was sie einmal können, vergessen sie nie mehr.  

Hundesport

Im Gegensatz zu den Diensthunderassen sind Berner Sennenhunde keine Spitzenathleten, die Höchstleistungen im Hundesport erbringen. Dafür sind sie Allrounder, die man in ganz verschiedenen Disziplinen einsetzen und fördern kann. Begleithundeprüfungen, Mobility, Fährten, Obedience, SpassSport, RallyObedience, Mantrailing sind Disziplinen, die ihnen besonders liegen und bei denen sie sich durchwegs mit anderen Hunderassen messen können. 

Viele Berner Sennenhunde findet man als Therapiehunde für ältere, kranke oder behinderte Menschen oder als «Lehrhunde» in der Schule, damit Kinder den Umgang mit Hunden lernen können. Als Zughund, der abends die Milchkannen zur Hütte zieht, hat der Berner Sennenhund ausgedient. An Umzügen hingegen sieht man ihn immer wieder gerne beim «Wägeli» ziehen – eine Arbeit, die jedem «Bäri» einfach im Blut liegt.

Dieses Rasseportrait wurde gemeinsam mit dem verantwortlichen Rasseklub «Schweizerischer Klub für Berner Sennenhunde KBS» erstellt. Weitere Informationen finden Sie auf www.bernersennenhund.ch