Welpensozialisierung

Tipps für eine erfolgreiche Welpensozialisierung

Die ersten Wochen und Monate im Leben eines Hundes sind entscheidend für seine Entwicklung und sein späteres Verhalten. In dieser ersten Phase des Hundelebens findet eine intensive Prägung statt, die den Grundstein für ein ausgeglichenes und sozialverträgliches Verhalten im Erwachsenenalter legt. Ein zentraler Aspekt dieser Phase ist die Sozialisierung des Welpen. Doch was genau ist damit gemeint und warum ist sie so wichtig?

Welpensozialisierung bezeichnet den Prozess, in dem junge Hunde lernen, sich in der Gesellschaft und in ihrer Umwelt zurechtzufinden. Dazu gehört nicht nur der Umgang mit Menschen, sondern auch mit anderen Hunden, Tieren, Geräuschen, Orten und unterschiedlichen Situationen. Ziel ist es, dem Welpen eine sichere und selbstbewusste Basis für sein späteres Leben zu geben. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass eine effektive Welpensozialisierung zu einem ausgeglicheneren und weniger ängstlichen Verhalten im Erwachsenenalter führt. Ohne diese grundlegenden Erfahrungen neigen Hunde später eher dazu, unsicher, ängstlich oder sogar aggressiv auf Umweltreize zu reagieren.

In der Regel werden Welpen im Alter von acht bis zwölf Wochen an ihre neuen Besitzer:innen abgegeben. Dieses Zeitfenster gilt als optimal, da die Welpen in diesem Alter bereits von der Mutter entwöhnt sind und selbständig fressen können. Ausserdem haben sie bis zu diesem Zeitpunkt bereits wichtige soziale Fähigkeiten und Verhaltensweisen von der Mutter und den Geschwistern gelernt. Der kritische Zeitraum, in dem die Sozialisierung besonders ausgeprägt ist, beginnt jedoch bereits ab der dritten Lebenswoche. Es ist daher ratsam, bei der Auswahl der Zuchtstätte darauf zu achten, dass die Züchterin oder der Züchter die Welpen bereits bestmöglich auf das spätere Leben vorbereitet, ohne sie zu überfordern.

Ist der Welpe aber erst einmal bei Ihnen eingezogen, liegt es in Ihrer Verantwortung als Hundehalter:in, gemeinsam mit ihm neue Erfahrungen zu sammeln, die er positiv in sein Verhaltensrepertoire integrieren kann. Wir empfehlen Ihnen den Besuch einer Welpengruppe. Warum dies wichtig ist, erfahren Sie im nächsten Abschnitt.

Welpengruppe

Stellen Sie sich eine Welpengruppe als eine Art «Kindergarten für Hunde» vor. Hier treffen die jungen Vierbeiner kontrolliert auf gleichaltrige Artgenossen – eine bunte Mischung verschiedener Rassen und Grössen. Unter den wachsamen Augen einer Hundetrainerin oder eines Hundetrainers erleben die Welpen erste soziale Interaktionen. Hier, in diesem geschützten Rahmen, haben sie die Möglichkeit zum Entdecken und Lernen. Dabei geht es nicht nur darum, miteinander zu toben, sondern vor allem auch, die Sprache der Artgenossen zu verstehen und erste Regeln des Zusammenlebens zu erlernen.

In Welpengruppen treffen junge Hunde auf gleichaltrige Artgenossen verschiedener Rassen und Grössen. Hier lernen sie, die Körpersprache anderer Hunde richtig zu deuten und ihre eigenen sozialen Fähigkeiten zu entwickeln. Dies ist wichtig, um später Konflikte zu vermeiden und harmonische Beziehungen zu anderen Hunden zu pflegen.

Eine Welpengruppe ist nicht nur ein Ort zum Herumtollen, sondern auch zum Lernen. Hier werden die Welpen vorsichtig an verschiedene Geräusche, Texturen und Situationen herangeführt, die ihnen im Alltag begegnen könnten. Dies fördert ihre Anpassungsfähigkeit und verringert die Wahrscheinlichkeit von Angstreaktionen im Erwachsenenalter.

Während der Welpenspielstunden werden oft auch die ersten Grundkommandos und Gehorsamkeitsübungen vermittelt. Dies legt den Grundstein für ein harmonisches Zusammenleben mit dem Menschen und erleichtert die spätere Hundeerziehung.

Für viele Hundehalter:innen ist der Besuch einer Welpengruppe auch eine gute Gelegenheit, sich mit anderen Hundebesitzer:innen auszutauschen. Sie können Fragen stellen, Bedenken äussern und von dem/der Hundetrainer:in wertvolle Tipps zur Pflege und Erziehung erhalten.

Insgesamt bieten Welpengruppen eine wichtige Gelegenheit, positive Erfahrungen zu sammeln, wesentliche Fähigkeiten zu erlernen und eine solide Grundlage für ein gesundes und angemessenes Verhalten im Erwachsenenalter zu schaffen.

Schritt für Schritt: Ideen für die Welpensozialisierung

  • Erkundung des eigenen Zuhauses
  • Gewöhnung an Halsband und Führgeschirr
  • Erste Spaziergänge in ruhiger Umgebung
  • Begegnung mit Familienmitgliedern und engen Freunden
  • Einfache Kommandos wie «Sitz», «Platz» und «Hier»
  • Behutsame Konfrontation mit alltäglichen Geräuschen (Staubsauger, Radio/Fernseher, Türklingel, Pfannen/Töpfe, Autos, weinende Babys, Kindergeschrei etc.)
  • Behutsame Konfrontation mit ungewöhnlichen Geräuschen (Feuerwerk, Gewitter, Sirenen, Baustellenlärm etc.).
  • Behutsame Konfrontation mit ungewöhnlichen Gegenständen
    (Regenschirm, Rollator, Kinderwagen etc.).
  • Kurze Fahrten mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln
  • Eine Fahrt im Aufzug
  • Treffen mit gut sozialisierten adulten Hunden
  • Besuch einer Welpengruppe
  • Begegnung mit Katzen und anderen Haustieren, sofern vorhanden.
  • Begegnung mit Pferden und Weidetieren (Kühe, Schafe, Ziegen etc.)
  • Spaziergänge im Wald, am Wasser, im Quartier und in städtischen Gebieten
  • Erfahrung mit verschiedenen Oberflächen wie Gras, Kies, Sand, Asphalt, Schnee, Gullideckeln, glatten oder wackeligen Oberflächen etc.
  • Besuch von öffentlichen Orten wie Park, belebte Strasse, Bahnhof, Parkhaus, Brücken/Unterführungen etc.
  • Erste Begegnungen mit verschiedensten Menschen (Menschen jeden Alters und Geschlechts, Menschen verschiedener Ethnien, Menschen auf Rädern/Skateboards, Menschen in der Nacht, Menschen mit Uniformen, Bärten, Sonnebrillen, Helmen, Hüten, Rucksäcken etc.
  • Erster Besuch beim Tierarzt
  • Berührungen üben (streicheln, heben, festhalten, abtasten etc.)
  • Einführung in die Pflegeprozeduren wie bürsten, baden, mit einem Handtuch abrubbeln, Krallen schneiden, Ohren und Zähne untersuchen und reinigen etc.

Mehr ist nicht immer besser: Es ist nicht unbedingt notwendig, jeden Punkt auf der Liste abzuarbeiten, und es kann sogar kontraproduktiv sein, den Welpen mit zu vielen neuen Erfahrungen zu überfluten und somit zu überfordern. Das Ziel sollte immer sein, stressfreie, positive und bereichernde Erfahrungen zu schaffen, anstatt einfach eine Liste von Aktivitäten abzuhaken. Belohnen Sie den Welpen immer, wenn er sich gut verhält, und geben Sie ihm genügend Zeit, sich an jede neue Situation anzupassen.

Es ist wichtig, dass der Welpe selbst entscheiden kann, wie nahe er sich einem neuen Objekt oder Reiz nähern möchte. Beginnen Sie mit einer sicheren Distanz zum neuen Reiz und lassen Sie den Welpen die Situation aus seiner eigenen Perspektive beurteilen. Ob es sich um einen anderen Hund, eine laute Strasse oder eine fremde Person handelt, der Welpe sollte die Freiheit haben, seine eigene Komfortzone zu finden. Zeigt er sich neugierig und nähert sich dem Reiz, ist das ein gutes Zeichen. Belohnen Sie dieses Verhalten sofort mit Leckerlis oder positiver verbaler Bestätigung. Das stärkt sein Selbstvertrauen und ermutigt ihn, weitere Schritte in Richtung des neuen Reizes zu unternehmen.