Menü
Sie sind wahre Helden auf vier Pfoten: Assistenz- und Therapiehunde leisten täglich unschätzbare Dienste für Menschen mit physischen, psychischen oder mentalen Beeinträchtigungen. Doch was unterscheidet Assistenz- von Therapiehunden? Welche Aufgaben übernehmen sie, und welche Voraussetzungen müssen sie erfüllen?
Assistenzhunde begleiten Personen mit verschiedensten physischen, psychischen oder mentalen Beeinträchtigungen. Sie werden spezifisch für eine Person mit Behinderung ausgebildet, leben mit dieser in einem Haushalt und unterstützen sie mit vielfältigen Hilfestellungen.
Therapiehunde begleiten Personen aus den Berufsgruppen der sozialen Arbeit und des Gesundheitswesens (Psychotherapie, Sprachtherapie, Heilpädagogik etc.), um diese bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Der Einsatz eines Therapiehundes ist stets mit einem therapeutischen Ziel gekoppelt.
In welchen Bereichen werden Assistenz- und Therapiehunde eingesetzt, und welche Aufgaben und Funktionen übernehmen sie?
Assistenzhunde begleiten Personen mit unterschiedlichsten Beeinträchtigungen:
Blindenführhunde halten vor dem Auf- bzw. Abgang eines Bordsteines bzw. Bodenhindernisses an, weichen Seiten- und Höhenhindernissen aus und zeigen diverse Nahziele an, wie beispielsweise einen Sitzplatz im Bus oder Tram, Ampelkästchen, Briefkasten etc. Sie leisten darüber hinaus «intelligenten Ungehorsam» im Strassenverkehr. Das heisst, sie verweigern das Hörzeichen zum Überqueren einer Strasse, sobald ein Fahrzeug sich nähert.
Signalhunde für Gehörlose zeigen durch verschiedene Anzeigeformen wie Stupsen mit der Nase, sich im Kreis drehen etc. das Läuten eines Telefons, den Feueralarm, die Türklingel oder andere Geräusche an.
Medizinische Signalhunde können durch verschiedene Anzeigeformen eine gesundheitliche Veränderung der betroffenen Person frühzeitig anzeigen und im Notfall der betroffenen Person den Medikamentenbeutel, das Telefon oder eine Flasche Wasser bringen. Darüber hinaus können sie auch eine Person, die im selben Haushalt lebt, auf die Notfallsituation aufmerksam machen, sei es durch Bellen, Stupsen etc., und dadurch Hilfe holen.
Assistenzhunde für Menschen mit körperlichen Einschränkungen können verschiedene Hilfestellungen innerhalb und ausserhalb des Hauses leisten wie beispielsweise Unterstützung beim Transfer vom Rollstuhl auf das Bett oder Sofa, Suchen und Bringen von spezifischen Gegenständen wie Telefon, Medikamente etc., Apportieren von heruntergefallenen Gegenständen, Unterstützung beim Ausziehen von Kleidungsstücken, Öffnen von Klettverschlüssen oder Reissverschlüssen etc.
Assistenzhunde für Kinder aus dem Autismus-Spektrum unterstützen diese und ihre Familien im Alltag – beispielsweise auf dem Schulweg, beim Einkaufen oder beim Arztbesuch – und schützen das Kind vor Gefahren, insbesondere im Strassenverkehr. Dabei sind das Kind, sein Elternteil und der Hund immer als Dreiergespann unterwegs: Ein Elternteil führt den Hund an der Leine und gibt ihm die Hörzeichen. Das Kind ist über einen Gurt mit dem Tier verbunden, hält sich am Griff des Arbeitsgeschirrs fest und folgt dem Autismusbegleithund. Dieser setzt oder legt sich auf den Boden, sobald er durch das Kind Zug am Arbeitsgeschirr spürt. So hilft er, das Kind zu stoppen, bevor es auf die Strasse rennt oder auf etwas zusteuert, das es interessiert.
Assistenzhunde für Kinder und Erwachsene aus dem Autismus-Spektrum sind eine wichtige emotionale Stütze und ein Türöffner für die Aussenwelt.
Der Therapiehund arbeitet als Co-Therapeut direkt mit einer therapeutischen Fachperson zusammen. Es werden Therapieziele aufgestellt, erarbeitet, überprüft und wenn nötig angepasst.
Der Hund in den tiergestützten Fördermassnahmen verfolgt kein verordnetes Therapieziel. Mit den tiergestützten Fördermassnahmen werden vorhandene Fähigkeiten gefestigt und gefördert ohne Erwartungsdruck an die besuchte Person. Diese Tätigkeit können Personen aller Berufsgruppen mit einer Mensch-Hund-Teamausbildung zum Sozial- oder Besuchshund ausüben.
Assistenzhunde bei der Stiftung Schweizerische Schule für Blindenführhunde (BFHS) Allschwil müssen zu Beginn des Trainings mindestens 15 Monate alt sein, allen gesundheitlichen Vorgaben entsprechen, eine ausgeprägte Apportier- und Arbeitsfreude besitzen und einen hohen «will to please» mitbringen. Ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Nähe zum Menschen sollte ein Bestandteil ihrer Persönlichkeit sein. Sie sollten stets freundlich zu Menschen und Tieren sein und ihnen gegenüber keinerlei Aggressionsverhalten zeigen, gut sozialisiert sein und sich in das gesellschaftliche Leben eingliedern können.
Sozialhunde bei der BFHS müssen bei Ausbildungsbeginn mindestens zwei Jahre alt sein sowie ein offenes Wesen gegenüber fremden Personen und Freude an der Interaktion mit unterschiedlichen Menschentypen haben. Sie dürfen weder beschützerisches noch aggressives Verhalten gegenüber Menschen und Tieren zeigen. Ein guter Grundgehorsam mit einer hohen Orientierungsbereitschaft am Hundeführer ist ebenso eine wichtige Grundvoraussetzung.
Die Ausbildung für Assistenzhunde bei BFHS umfasst ein tägliches Training in einem Zeitrahmen von sechs bis neun Monaten mit einer Instruktorin. In den ersten sechs Monaten werden die Standardhilfestellungen trainiert wie das Apportieren von Gegenständen, Öffnen und Schliessen von Türen etc. Sobald der Assistenzhund einer betroffenen Person zugeteilt ist, werden die spezifischen, auf die Person zugeschnittenen Hilfestellungen trainiert. Am Ende der Ausbildung erfolgt eine Prüfung nach den Vorgaben der Assistance Dogs International (ADI).
Die Ausbildung von Sozialhunden bei BFHS wird breit und individuell abgedeckt, sodass der Hundeführer nach der Ausbildung selbst bestimmen kann, wo ein Einsatz sinnvoll ist und seinem Hund entspricht.
Die Assistenzhunde bei BFHS müssen zum einen eine gewisse Sensibilität mitbringen, um die Hilfestellungen leisten zu können, und zum anderen eine gewisse Resilienz aufweisen, um den steigenden Anforderungen der Umwelt gerecht zu werden. Der Verlauf von Krankheitsbildern oder Behinderungen allgemein ist nicht immer vorhersehbar und verändert oftmals die Rahmenbedingungen des Einsatzortes. Dies kann dazu führen, dass gemachte Zuteilungen von Hunden nicht mehr passend sind oder Hilfestellungen fortlaufend nachgeschult werden müssen. Auch beim Lebewesen Hund können unvorhergesehene Erkrankungen oder Verhaltensveränderungen zur Herausforderung werden.
Assistenzhunde geniessen Zutrittsrecht in öffentlichen Gebäuden und Lebensmittelläden, sobald sie eine Schabracke tragen und gekennzeichnet sind bzw. die Halterin oder der Halter einen Assistenzhundeausweis vorweisen kann. Sie können kostenlos eine Person mit Behinderung im öV begleiten. In den meisten Kantonen sind sie zudem von der Hundesteuer befreit.
Assistenzhundehaltende berichten davon, dass sie aufgrund der Anwesenheit und Hilfestellungen eines Assistenzhundes Schmerzmittel bzw. Medikamente reduzieren konnten und darüber hinaus besser schlafen können. Es gibt jedoch noch keine wissenschaftliche Arbeit darüber.
Wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass die meisten besuchten Personen beim Anblick des Hundes einen Glückshormon-Cocktail ausschütten, jedoch ist noch nicht geklärt, warum dies passiert. In vielen Studien wurde belegt, dass der regelmässige Kontakt zum Hund eine ganze Reihe von positiven Wirkungen auslösen kann, sei dies in der Kommunikationskompetenz, in sozial-emotionalen, psychischen und physischen Bereichen.
Antworten von der Stiftung der Schweizerischen Schule für Blindenführhunde, Allschwil BFHS, blindenhundeschule.ch.
Hinweis: Die Antworten sind nicht für alle Teilbereiche abschliessend.