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Laufen, suchen, finden und zeigen – so lässt sich die Arbeit eines Sanitätshundes in Kürze beschreiben. Genauer: Innert einer vorgegebenen Zeit hat ein Sanitätshund ein Waldstück nach drei Figuranten und einem Gegenstand abzusuchen. Das funktioniert nur mit Vierbeinern mit grosser Lauffreude und einem sehr guten Gehorsam.
Nein. Die Sanitätshundeprüfung, die unter dem Patronat der Technischen Kommission für das Gebrauchs- und Sporthundewesen TKGS steht, ist rein sportlicher Natur. So sucht der Hund im Waldrevier nicht nach echten Verletzten, sondern lediglich nach Figuranten. Diese Unterscheidung ist wichtig.
Für den Ernstfall-Einsatz sind speziell ausgebildete Rettungshunde von Organisationen wie «Redog» oder der Polizei zuständig. Der Sanitätshundesport ist aus der Rettungshunde-Arbeit entstanden und lehnt sich eng an diese an. Da es sich aber, wie erwähnt, um eine rein sportliche Disziplin handelt, steht sie allen Hunden und Hundeführern offen.
Lauffreude ist eine zentrale Voraussetzung. Das Waldrevier, das der Hund in der Stufe 3 absuchen muss, ist 120 Meter breit und 400 Meter lang. Neben flinken Beinen und einer guten Nase braucht es vom Hund auch ein gewisses Mass an Selbstständigkeit, da er sich häufig ausser Sichtweite des Hundeführers befindet. Gleichzeitig ist aber ein guter Gehorsam unabdingbar, da die Suche systematisch erfolgen muss.
Der Hundeführer darf sich nur auf der Mittellinie des Reviers mit einem seitlichen Radius von maximal 10 Metern bewegen. Von hier schickt er seinen Hund erst nach rechts 60 Meter bis zum Revierrand, ruft ihn von dort zurück und schickt ihn anschliessend zum linken, in einer Entfernung von ebenfalls 60 Metern gelegenen Revierrand. Mit diesen so genannten «systematischen Querschlägen» bewegen sich Hundeführer und Hund langsam vorwärts. Pro 100 Meter Reviertiefe müssen mindestens vier Schläge auf jede Seite gezeigt werden. Dies macht deutlich: Der Hund muss trotz «Such-Modus» für den Hundeführer ansprechbar, respektive führbar bleiben.
Die Anzeigen erfolgen im Bringselverfahren. Das bedeutet: Der Hund trägt während der Suche einen kleinen Gegenstand am Halsband, Bringsel genannt. Wenn der Hund einen Figuranten oder den Gegenstand findet, nimmt er das Bringsel selbstständig in den Fang und läuft damit zur Mittellinie zum Hundeführer zurück. Das ist für diesen das Signal, dass der Hund fündig geworden ist. Der Hundeführer nimmt dem Hund das Bringsel ab und wird anschliessend vom Hund auf direktem Weg zur Fundstelle geführt. Dort muss sich der Hund selbstständig im Umkreis von anderthalb Metern von Figurant oder Gegenstand in die Position «Platz» legen und warten, bis er vom Hundeführer das Signal zum Aufstehen erhält.
Nein, die Figuranten, die sich in liegender oder sitzender Stellung befinden, haben sich absolut ruhig zu verhalten und dürfen während eines Wettkampfes keinen Einfluss auf die Arbeit des Hundes nehmen. Rauchen ist verboten, Jacken und Liegematten in Leuchtfarben ebenso. Der Figurant trägt kein Futter auf sich und hat sämtliche Kommunikationsmittel ausgeschaltet. An einem Wettkampf werden die Figuranten vom Richter für jedes teilnehmende Team neu im Revier platziert.
Im Idealfall ja. Notfalls kann die Arbeit auch in einem landwirtschaftlichen Gelände oder einer Anlage mit bebuschtem Bewuchs sein. Wichtig ist jedoch, dass das Revier genügend Versteckmöglichkeiten bietet, da Figuranten und Gegenstand von der Mittellinie aus für Hund und Hundeführer nicht sichtbar sein dürfen.
Zur Vertreibung von Wild muss das Revier 15 Minuten vor dem Start des ersten Teams von den Figuranten lärmend und klatschend durchgangen werden, ebenso nach einem Unterbruch von mehr als 60 Minuten. Verfolgt ein Hund während der Arbeit Wild und ist nicht mehr in der Hand des Hundeführers, erfolgt eine Disqualifikation. Bedeutet: Jagdlich ambitionierte Hunde sind im Sanitätshundesport am falschen Ort.
In der Abteilung A (Nasenarbeit) wird das Such-System des Hundes mit maximal 100 Punkten bewertet. Erwünscht ist, dass der Hund vom Beginn bis zum Ende der Arbeit das Revier mit den bereits erwähnten systematischen Querschlägen absucht, ohne an Sucheifer und Lauffreude zu verlieren, und dabei die Kommandos des Hundeführers mit hoher Führigkeit annimmt und ausführt. Er darf sich durch dichten Bewuchs und Geländehindernisse im Revier nicht beeindrucken lassen, sondern muss solche durch- oder umgehen, ohne sich vom Ziel abbringen zu lassen.
Der Erfolg der Sucharbeit wird in der Abteilung B bewertet. Pro Person gibt es je 30 und für den Gegenstand (in der Regel einen Rucksack) 10 Punkte, total also ebenfalls 100 Punkte.
Begonnen wird auf der Grundlinie mit kurzen Distanzen, die zunehmend verlängert werden. Die Freude am Suchen wird anfänglich durch viel Erfolg, also dem häufigen Auffinden des Figuranten, gefördert. Der Aufbau der so genannten «Leerschläge», das Schicken des Hundes ohne Erfolg, kommt in einem nächsten Trainingsschritt und will sorgfältig geplant sein, da sich manche Hunde durch das «Nicht-Finden» entmutigen lassen. Auch das selbstständige Aufnehmen des Bringsels bedarf gezielter Trainingsschritte.
Der Hund muss gemäss Prüfungsordnung zwingend eine Schabracke tragen, die ihn als Sanitätshund ausweist. Sollte es auf ein Zusammentreffen mit anderen Waldbenutzern (Jäger, Förster, Spaziergängern) kommen, gibt die Schabracke Aufschluss darüber, dass es sich um einen Hund bei der Arbeit handelt und nicht etwa um einen, der am Wildern ist.
Nein, der Sanitätshundesport ist ein Team-Sport und man ist für die Revierarbeit auf eine gute Trainingsgruppe angewiesen. Jeder Hundeführer schlüpft dabei auch in die Rolle des Figuranten. Da in der Regel nur ein Hund am Arbeiten ist, kann ein Training schnell mal mehrere Stunden dauern. Ganz klar: Der Sanitätshundesport ist ein zeitintensives Hobby.
Seriöse Trainingsgruppen stehen im regelmässigen Dialog mit den zuständigen Gemeindebehörden und der Jagdaufsicht und stellen so den Trainingsbetrieb im Wald sicher. Geeignete Reviere sind zunehmend rar. Zudem gilt es im
Frühling/Frühsommer die Setzzeit der Jungtiere zu beachten. Häufig wird in dieser Zeit vermehrt die Abteilung C, die Unterordnung, trainiert.
Die Unterordnung besteht aus total sechs Gehorsamsaufgaben. Geprüft werden Freifolge, Stellungen in der Fuss- und Frontposition, Apportieren, Hochsprung, Voran mit Hinlegen und das Kriechen. Letzteres ist eine Eigenheit des Sanitätshundesportes; das Kriechen wird in keiner anderen Hundesportart verlangt.
In jeder Abteilung – Nasenarbeit, Erfolg, Unterordnung – kann man maximal 100 Punkte erzielen. Wichtig ist, dass der Hund im Waldrevier alle drei Personen findet. Wenn nicht, gilt die Prüfung als «nicht bestanden». Wird lediglich der Gegenstand nicht gefunden, kann die Prüfung unter Umständen – das heisst, wenn alle übrigen Aufgaben sehr gut gelöst wurden – trotzdem erfolgreich abgeschlossen werden. Je mehr Punkte ein Team erzielt, desto höher die Qualifikation: Auf «befriedigend» folgt «gut» (240 – 269 Punkte),«sehr gut» (270 – 285 Punkte) und «vorzüglich» (286 – 300 Punkte).
Begonnen wird immer in der Stufe 1 – auch wenn der Hund in einer anderen Sportart bereits in einer höheren Stufe abgeführt wurde. Damit man in die nächsthöhere Stufe wechseln darf, muss man eine Prüfung mit AKZ bestanden haben.
Für die Teilnahme an Sanitätshundeprüfungen, die unter dem Patronat der Technischen Kommission für das Gebrauchs- und Sporthundewesen (TKGS) stehen, ist eine SKG-Mitgliedschaft zwingend und man benötigt ein Leistungsheft, das vorgängig beim TKGS-Sekretariat bezogen werden muss. Wettkampf-Lizenzen gibt es nicht.
Die TKGS hat auf ihrer Internetseite einen Prüfungsspiegel aufgeschaltet, in dem sämtliche Prüfungen laufend aufgelistet werden und zu denen man sich online anmelden kann.
Auf der Internetseite der Technischen Kommission für das Gebrauchs- und Sporthundewesen TKGS, www.tkgs.ch